Sonntag, 31. Oktober 2010

Setzen sie sich, ich mache uns einen Tee...

Es war im August des letzten Jahres, ich kam aus Südafrika. Ich hatte mit Menschen aus Ruanda zusammengelebt, gearbeitet, gelacht, geweint, bin an meine Grenzen gestoßen. Geschichten, Erlebtes was sie zu erzählen gehabt hätten, darüber wurde lieber geschwiegen. Meine Rückkehr begann mit der intensiven Lektüre von Literatur über Ruanda – erschreckend, schockierend, nicht nachvollziehbar. Noch heute bin ich dankbar, mich erst im Nachhinein damit auseinandergesetzt zu haben. Wie wäre ich sonst wohl mit den Menschen unbewusst umgegangen?

„Kuchen backen in Kigali“ ist nun ein Buch, dass ich gestern ausgelesen habe, was mich ein wenig versöhnte. Versöhnte mit dem Gelesenen über den Völkermord, da es von dem Leben erzählt, wie es weitergehen kann, der Blick nach vorn, der doch stets nie das Vergangene vergisst.

Inspirierend, wie eine Frau durchs Kuchen backen und Tee trinken, durch ihre Willkommen heißende Art und stets offene Tür, zur Seele des Wohnblockes wird. Wie sich sich selbst im Prozess befindet, ihr Leben und ihre Erfahrungen reflektiert.

Ein Buch, das Mut macht.

Dienstag, 20. April 2010

hoch-geschaukelt / great swung


Because last time requested – for an english version please scroll down :)

Trübe der Morgen ein wenig aufgelockerter der Nachmittag.
Zu meiner linken eine Tasse, gefüllt mit ukrainischem Kräutertee. Vor mir der freie Blick in einen prächtigen Frühlingsgarten. Die Kirsche blüht, die Narzissen sprießen aus dem Boden. Beim Öffnen des Fensters kommt mir ein wohliger Frühlingsduft entgegen. Aus den Lautsprecherboxen tönt Musik aus Zambia in Schleife. Um ehrlich zu sein, ich verstehe kein Wort. Und doch berührt mich dieser Song irgendwo sehr tief. Erinnerungen. Ist das die Macht der Musik?
Das Wetter wechselt und mit ihm meine Stimmung. Von der Wärme des Wochenendes ist nichts mehr übrig, kalt ist es wieder, unangenehm. Zweieinhalb Wochen, 17 Tage, bin ich heute aus Afrika zurück, aus einem Urlaub der mich unglaublich geprägt hat. Meinen Charakter aufs Neue geformt. Veränderungen, die ich von einem 5 Wochen Urlaub nicht erwartet hätte.

Bin ich schon wieder angekommen? Vielleicht ja, vielleicht nein. Möglicherweise ist diese Frage auch überflüssig – ich lebe. Treffe mich mit Freunden, gehe auf Parties, studiere, arbeite und telefoniere viel.
Ich bin erwachsen geworden. Langsam und schleichend, kaum bemerkt.

Löse mich von inneren Zwängen. Meine Weltsicht verändert sich täglich. Was hat Bestand? Garantien gibt es nur auf Produkte im Supermarkt, und die sind auch nur befristet.

Noch immer kann ich mir die afrikanische Gelassenheit bewahren. Den unkomplizierten Blick auf die Dinge. Das Lebensgefühl.

Deutschland – Sicherheitsfanatisch. Ein Bsp.dass ich heute im Studium hörte ließ mich nur den Kopf schütteln. Um die Genehmigung zum Bau eines Kindergartens zu bekommen, mussten an die Türen bestimmte Klemmen angebracht werden, so dass sich die Kinder nicht die Finger einquetschen können. Schade, dass man vergaß auch die Seite mit den Scharnieren zu bedenken, denn gerade da klemmte sich ein Kind dann doch den Finger. Und de Konsequenz? Alle Türen wurden mit Dämpfern nachgerüstet!!!!!
Ein Sicherheitswahn der uns irgendwann noch einmal das Genick bricht. Und wie wenig wir die Dinge in der Hand haben, sehen wir ja nun mit der Luftraumschließung über weiten teilen Europas. Ich danke dem Vulkan Eyjafjella – und Gott – dass er uns daran erinnert, nicht allmächtig zu sein!
Alles will der Mensch kontrollieren, und besonders der Westeuropäer der sich Probleme schafft wo gerade (eigentlich) keine sind.

Und ich? Bin irgendwo dazwischen. Zwischen den Welten. Aber meine Herz...ist in Afrika.

english version:

Dim the morning, bulked the afternoon.
To my left hand, a cup filled with herb tea from the ukraine. My eyes having a free gaze at the georgeous spring-garden. The cherry tree shines with its white blossom, the narcissi sprout up in the air. Opening the window, a fine, comforting spring fragrance faces me. The music player is playing zambian music in a circle. To be honest, I don´t understand a word. But still it touches me somewhere deep inside. Memories. Guess, thats the power of music, isn´t it?
The weather changes, so my mood does. The warmth of the last weekend is gone, its cold, uncomfortable again.
Two and a half week, 17 days – I am back from Africa now. Back from a holiday, which put me into a different shape in an unbelievable way. It changed my character, as I wouldn´t have expected a holiday to do so.

Am I back here in Germany? Maybe yes, maybe no. Possible, that this is a dispensable question – I live. Meeting friends, going out for party, studying, working and a lot of time spent on the phone.
I´ve been grown out of my children shoes. Slowly and creeping, hardly recognized. Call me grown-up now.

I disengage myself from inner necessities. Daily, my view of the world is changing. What is of continued existence? We only get a guarantees on products from the market, and even those are just limited in time.

I´m still feeling the african calmness. The uncomplicated - down-to-earth – view on the things. Feeling of living!

A short example out of my studies. Germany is so fanatic about security. To get the approval for building a kindergarden, the responsible department said, there must be a special mechanism on the door, so that the small children won´t crimp their fingers into it. So they did. But it hapenned, that one child still crimp its finger on the side of the door with the butt hinge. The consequnece was to furnish every single door with a special damper, so that the doors won´t close down fast.
Thats the German paranoid sense of security - which one day will break our necks. How less we can control the things, we still see with the closing of the air space in many areas above europe these days!
Thanks to the vulcan „Eyjafjella“ and thanks to God for reminding us, that we are NOT almighty!
Everything the human being wants to control, especially the west europeans, which are creating problems, where are actually none.

And me? I am in between. Between the worlds. But my heart ...is in Africa.

Montag, 18. Januar 2010

Es gibt etwas zu berichten

Ein jegliches hat seine Zeit.
Dazu gehört auch das Ankommen in Deutschland - und die Monate die es dafür braucht wieder heimisch zu werden, so einigermaßen zumindest. Und über all dem reintegrieren, aklimatisieren und resozialisieren zurück in Hamburg hat sich auch über diese Seite hier ein Schleier des Schweigens gelegt, den ich heute brechen möchte.

Ende November/ Anfang Dezember 2009 - ich denke so lässt es sich datieren - konnte ich wieder von mir behaupten, dass ich angekommen bin in Deutschland,in Hamburg,in meinem Leben. Auch wenn es absolut nicht das Leben ist, dass ich vorher geführt habe. Vieles, ja wenn nicht gar zu vieles, hat sich hier in den sieben Monaten meiner Abwesenheit verändert, und das ist manchmal sehr erschreckend festzustellen.

Ich habe mich verändert.

Noch immer habe ich fast täglich Kontakt nach Afrika. Das macht den Ablösungsprozess nicht einfacher - und doch ist mir diese Freundschaft unglaublich wichtig, weil sie ein Beispiel für mich, wie Menschen der verschiedenen Kontinente zusammen stehen können, und wenn es hart auf hart kommt vielleicht auch füreinander einstehen können - bzw. miteinander für eine Sache.

In der letzten Woche habe ich nun endlich meinen Bericht über diese Zeit verfasst.
Ein Bericht der ein paar kleine Einblicke gibt unter dem Aspekt in der Welt "Eins" zu werden - oder auch nur auf einem Kontinent, in einem Land.
(bei Interesse bitte Bescheid geben)

Das heißt aber nicht, dass ich damit auch die Zeit abgeschlossen hätte. Ende Februar bringt mich der nächste Flug in das südliche Afrika.
Und doch konnte ich mit vielem Frieden finden was in mir noch Unruhe stiftete. Der Auslöser war nun wohl das sich jähren meines Aufbruchs nach Südafrika.

Ein Freund von mir meinte, ich solle doch noch mal ein Buch über meine Zeit schreiben, und wer weiß?

Ich wünsche Euch, wenn auch verspätet, ein gesegnetes, erfülltes und fröhliches Jahr 2010.