Dienstag, 28. Juli 2009

Abschied

Jetzt gerade wär es wohl angebracht mir mit voller Lautstärke ein "Time to say goodbye" von Andrea Bocelli zu geben - nun, ich habs grad nicht da. Stattdessen bekam ich gestern in den schiefsten Lagen von meiner lieben Kollegin Petronella herzzerreißende Liebeslieder vorgesungen über die Liebe, das Vermissen, das Verweilen in den Herzen derer die gehen lassen müssen...
Wir haben köstlich und herzlich gelacht!



Viel ist passiert in der letzten Woche, viel wird mir wohl auch heute noch begegnen - so werde ich die Zeit hier nicht weiter ausdehnen sondernlieber nochmal pralle Sonne aufsaugen um sie dann noch gut in den letzten Luftritzen meiner Taschen zu verpacken und mit nach Hamburg zu bringen!

Morgen bin ich dann wieder in Hamburg und freue mich viele liebe bekannte Gesichter wiederzusehen, vetraute Stimmen zu hören und die Hamburger Salzluft zu schmecken (und vielelicht ist ja noch ne Kirsche am Baum :) )

Montag, 20. Juli 2009

Morgenstund hat Gold im Mund

Aaaaaaaaaaaah, gestern Abend liege ich nichts ahnend kurz vorm Einschlafen im Bett, da krabbelt so ein ekelhaftes, behaartes Kakerlakenvieh auf meinem Arm rum ... brrrrr, DAS ging nun wirklich zu weit! Jetzt werden ihre Annäherungsversuche in der letzten Woche hier auch noch aufdringlich! Africa oh Africa :)

Ein herrlicher Sonnenaufgang - und schon lacht mir die Sonne wieder freundlich ins Gesicht. In diesen Morgenstunden beginnt meine letzte volle Woche in Südafrika, für diesen Südafrika Abschnitt zumindest :)

Guten Morgen Sonne, hallo liebe Welt!
(ps an die Welt: benehmt Euch endlich und fangt an Liebe statt Waffen zu verteilen!!!)

Sonntag, 19. Juli 2009

Samstagnacht & neue Kulturerkenntnisse

Gestern Abend wurde ich von einem Rastaman zum Konzert von Busi Mhlongo eingeladen, was auf dem Hintergrund ihrer Bedeutung hier in Kwa Zulu Natal noch einmal einen besonderen Stellenwert für mich bekommt. Nihct zuletzt wohl auch da sie international bekannt ist und ich sie hier in ihrer Heimatprovinz live sehen konnte - gerade auch nachdem sie nach langer Krankheit jetzt wieder auf der Bühne stand. Die Bude war voll und die Stimmung dank einiger Voracts bereits sehr ausgelassen, als Busi mit ihrer Band in traditioneller Zulukleidung auf die Bühne kam. Krasse Show für so ne kleine Frau, die schon über 40 Jahre imMusikgeschäft ist. Bvor allerdings die Show begann sang die Halle noch ein Happy Birthday für "Tata Madiba" - Nelson Mandela- er wurde gestern 91 Jahre alt!

Wer mehr über Busi Mhlongo wissen möchte:

http://209.85.229.132/search?q=cache:uLr_GkNne0QJ:www.culturebase.net/artist.php%3F296+Busi+Mhlongo&cd=7&hl=de&ct=clnk&client=firefox-a

und ein kleiner Liveeindruck:

http://www.youtube.com/watch?v=UXcIhP1WbQM

Als ich später nachdem Konzert den guten Rastamann nach seiner mehrfachen Anfrage nicht als meinen Gast des nachts einlud, und meinte dass ich different (anders) sei, sagte er, ich sei nicht different sondern difficult (schwierig). Na, das find ich super und hab sehr gut geschlafen :)



copyright: http://farm2.static.flickr.com/1107/577903895_83dd602ebe.jpg

Übrigens gibts Neuigkeiten über die Polygamie. Hatte noch ein interessantes Gespräch. Angenommen ich würde einen Zulu heiraten, dann ist er, wie wir ja schon wissen, bevollmächtigt, sich mehrere Frauen zu nehmen. Damit muss die Frau leben. Will ich mir nun aber auch das Recht auf mehrere Männer nehmen, dann darf ich mit dem Tod rechnen "I would kill you" - und diese Aussage würde ichnicht unterschätzen.
Das ist das Recht des Mannes - ich draf nur nach Scheidung nen anderen Mann haben und mein Leben weiterführen.
Warum darf der Zulumann mehrere Frauen haben? In der Kultur ist es der Frau verboten während ihrer Menstruation für den Mann zu kochen, sein Geschirr zu waschen sowie mit ihm zum Schlafen. Wer kocht dann aber in der Woche für den Mann, wer macht den Abwasch, und wer befriedigt ihn im Bett? Da muss dann einfach noch eine und noch eine Frau her. "Das ist meine Kultur und ich mag meine Kultur. Es ist nicht gut Kulturen zu verändern."
Außerdem hat die Welt ja auch zu viele Frauen.
Fragt man hingegen die Zulufrauen, findet es keine lustig ihren Mann mit weiteren Frauen zu teilen, Hass wird geschürt, sie betrügen ihre Ehemänner und Partner. Es ist ein einziger Kreislauf von Fremdgehen wie wir es im Deutschen so schön nennen. Kaum einer vertraut seinem/seiner Partnerin noch - HIV/Aids verbreitet sich zum Teil still weiter.
Paare, die seit fünf und mehr Jahren zusammen sind, machen jedes Jahr einen HIV-Test weil sie ihrem Partner/in nicht trauen.



copyright: http://www.figo2009.org.za/photogallery/Culture/ZuluChildren.jpg

Ein nicht seltenes Beispiel: Die Frau lebt mit den Kindern auf der Farm/ auf dem Land und der Mann arbeitet in der Stadt um das Geld zu vrdienen. Sex spielt hier eine große Rolle, Freundinnen oder auch mal ne Prostituierte sind nicht wirklich tabu - die Männer stecken sich an, gehen am Wochenende nach Hause, stecken ihre Frauen an. Wie treu ist die Frau? Und alles streut sich von der Stadt aufs Land und zieht seine Kreise, wird zu einem Riesenproblem was schwer kontrollierbar ist.

Ich möchte niemandem seine Kultur absprechen doch angesichts solcher ernst zu nehmender Probleme bleiben doch viel Fragen offen. Wird nicht auch die in vielen Kulturen praktizierte Mädchenbeschneidung kritisiert? Die Liste ist lang ... .

Eins steht fest: Heiraten werde ich hier nicht! :)

Wenn alles seinen geregelten und behüteten Verlauf nimmt, wird mich Hamburg am 29. Juli 2009 gegen 10:25 Uhr wieder haben - jetzt aber erstmal der Strand!

Eine Kurzrevue

Gestern Abend schaute ich nun noch einen Film über den Völkermord in Rwanda. "Sometimes in April" gibt meines Erachtens nach mehr HIntergrundinformationen über die Situation im Land als es in "Hotel Rwanda" geschieht. Beide Filme sind erschreckend - besonders auch die Tatsache dass die Weltöffentlichkeit davon wusste aber nie etwas gegen diesen Völkermord unternahm? Hatte die Welt nicht aus dem 2. Weltkrieg gelernt? Sobald keine politischen Interessen stehen, Politikerkandidaten ihre Stimmen nicht aufbessern können, ist ein so kleiner afrikanischer Staat wie Rwanda, der zum Export nichts weiter besitzt als Tee und Kaffee, nicht der Hilfe wert und auf sich allein gestellt. Wer aber hat Anfang des 20. Jahrhunderts eine Rassenaufteilung zwischen Hutu und Tutsi vorgenommen und die Minderheit der Tutsi über die Mehrheit der Hutu gestellt? Keine 100 Jahre endete das in einem einzigen hasserfüllten Gemetzel.
Die Weltgeschichte ist voll von solch schrecklichen Ereignissen, immer wieder werden Charten und Übereinkommen im Nachhinein verfasst - doch was nützt das Papier, wenn doch immer wieder dagegen verstoßen wird?
Es wird Zeit die Augen zu öffnen und jegliche Machtansprüche über Bord zu werfen. Das fängt schon im Kleinen an, bei jedem Einzelnen. Klingt unrealistisch, stimmts? Aber warum fangen wir nicht einfach heute an?
Als ich Anfang Januar in den Kindergarten kam, da drohten die Betreuerinnen den Kindern noch Schläge an, wenn sie nicht schlafen, nicht selten haben sie den Stick gespürt oder einen Schuh, wurden grob gepackt - so dass sie mit Schmerzen danach zu mir kamen. Ich saß mit den Frauen, lange haben wir diskutiert. Gerade am Anfang war ich da oft sprachlos, weil sie mich mit kulturbedingten Argumenten niederstreckten. Das hat sich jetzt geändert. Einmal saßen wir zusammen, sie verstanden mich und wollten es umsetzen. Kurz darauf, wohl keine 10 Minuten später, fiel eine Kollegin zurück ins alte Verhaltensmuster. Sie meinte, sie hats ihr Leben lang so gemacht, sie kann das nicht von jetzt auf gleich ändern. Aber wenn nicht jetzt, wo sie es grade frisch hörte, wann dann? war die Antwort einer anderen Kollegin?
Vor drei Wochen bedankte sich die Kollegin bei mir, dass ich so viel Geduld mit ihr hatte - sie muss den Kindern jetzt keine Schläge mehr androhen. Es hat sich etwas Grundlegendes geändert! Es ist möglich! Dafür bin ich sehr dankbar!

Samstag, 18. Juli 2009

Der Countdown läuft...

Gestern hatte ich so einige Premieren hier zu feiern. Mit dem Taxi kam ich aus Pietermaritzburg zurück, wo ich die letzten fünf Tage bei einer Kidsweek eine der vielen Gruppenleiterinnen von über 250 Zulukindern war - was ab und an anstrengend, spaßig und zum Schluß unglaublich schön war - doch da wars auch wieder vorbei. Leider. Aber es hat mir an sich geholfen, mich schon auf den mir bevorstehenden Abschied vorzubereiten.




Durban hat mich bei Nacht wieder gehabt und ich hab mich gegen das Taxi und für nen Spaziergang entschieden. Risky, würden einige behaupten, aber mit der nötigen Selbstüberzeugung... :) Bin heile in der Wohnung angekommen und hatte Post. Zwei Briefe aus der Ukraine, einen aus Italien und einen aus Deutschland! Wow, so viel Internationalität - da hab ich mir gleich nen ruhigen Tee gegönnt und lesend genossen!
An dieser Stelle allen vielen lieben herzlichen und besonderen Dank für alle Briefe und Karten und anderweitige Nachrichten aus der Heimat, aus eurem Leben und die Gedanken an mich :)
Später habe ich dann noch endlich "Hotel Rwanda" gesehen und mit dem Fortschreiten der Nacht machte ich mich allein auf zum International Nite Club in meiner lieben Erstwohnsitzstraße, der internationaler klingt als er ist, und trank an der Bar mein Hunters Dry. Eigentlich wollte ich einen Freund überraschen und dann kam doch alles anders als geplant - ich traf einen sehr guten Freudn von ihm und wir haben soooo schön und lange getanzt, dass ich um vier dann im Bett war! Habs genossen! :)

Um 8Uhr hämmert es 5 minuten an meienr Tür, jemand schreit Cora Cora, und letztlich ist es Ntokozizo, der mit nem Handtuch um seinen Unterleib gewickelt ansonsten gut nackt vor mir steht und Hemd und Hose bügeln will - in seiner Wohnung gehen die Steckdosen nicht mehr. Alter hat mich das genervt, vier Stunden Schlaf, mein Kopf dizzlig, unsanft geweckt wegen bügeln??? Argh! Aber natürlich darf er hereinkommen, sich umschauen, feststsellen, dass ich kein Bügelbrett habe, nochmal eben wen anrufen und dann ist er auch schon wieder aus der Tür! Mit dem Schlaf wars nun vorbei, um 10 Uhr musste ich im Kindergarten sein, wo eine Gruppe aus der deutschen lutherischen Kirche die Kids besuchte, zusammen gesungen und gespielt wurde und es einfach ein nettes Miteinander war. Vorher wollte die DVD noch abgegeben werden - und auf dem Weg hupten drei weiße junge Männer mir einen Gruß aus dem Auto zu - wir teilten gestern Nacht die Tanzfläche :)

Auf in einen sonnigen Samstag - aber jetzt brauch ich erstmal nen Mittagsschlaf :)

Samstag, 11. Juli 2009

Zambia

Ein anderes Land und mit ihm ein anderes Afrika.

Als ich in jener Samstagnacht einfach den Buchungsknopf für meinen Flug Johannesburg- Livingstone drückte, bekam ich nach dem Schlafen am Sonntagmorgen dann doch Zweifel. Was hast Du gemacht? Allein nach Zambia, übermorgen? Komplikationen um das Flugticket beruhigten mich da nicht gerade.

Heute, knapp 14 Tage später, der Urlaub liegt hinter mir, weiß ich, es war das Allerbeste was ich hätte machen können. Ein mal raus aus Südafrika, außer Reichweite von Konfrontation mit all den Problemen, der Armut die mir im Kindergarten stets mit neuen Lebensgeschichten vor gehalten werden. Nun ist Zambia nicht gerade reicher als Südafrika, ganz im Gegenteil. Und doch war ich dort eben einfach nicht so involviert.

Viele interessante Menschen sind mir begegnet, ich habe neue Bekanntschaften geschlossen und das hat schon im Bus von Durban nach Johannesburg begonnen, wo ich mit jungen Südafrikanern sprach, die sich für Politik interessieren, fähig sich mit ihr auch kritisch auseinanderzusetzen und nicht einfach blind Jacob Zuma folgen. Sie sehen nicht nur Südafrika, sondern den ganzen Kontinenten. War es Zufall, dass die beiden selbst ursprünglich aus Nigeria und Zimbabwe kommen?
Auch lernte ich einen Japaner im Bus kennen, der selbst in Zambia für 6 Monate einen Freiwilligeneinsatz gemacht hat - im Erzählen fanden wir so viele kulturelle Gemeinsamkeiten die uns beide doch sehr überraschten. Sind sich Japaner und Deutsche im Vergleich zur "afrikanischen" Kultur (auch hier gibt es so unterschiedliche Kulturen von Land zu Land!!!) so ähnlich?



In Livingstone waren die Victoria Wasserfälle natürlich das Highlight schlechthin, gewaltige Wasser die da einfach so herabstürzen, aus einem doch recht ruhigen Fluss. Der Zambezi ist unglaublich groß - und an einem Abend habe ich auch eine Sonnenuntergangsbootfahrt mit Freigetränken auf dem Zambezi genossen :) Da wraen dann auch meine neue Bekannstschaften, zwei Schweizer und ein Schotte dabei. Mit den beiden Schweizern war ich am Vormittag noch in Zimbabwe, um unter anderem die schönere Seiten von den Victoria Fällen von dort aus zu bestaunen. Der Regenwald ließ es nicht zu, dass wir auch nur annähernd trocken wieder unsere Füße heraussetzten. Den Unterschied zwischen Zambia und Zimbabwe spürt man schon an der Grenzbrücke die die beiden Länder verbindet (und wo viele Adrenalinlustige tagtäglich einen Bungeejump machen)- ich hab mir dann aber doch die 105 U$D für 30s Kick gespart.



Die Busfahrt nach Lusaka zog sich lange hin und als ich endlich da war und Malcolm mich abholte konnte ich es nicht glauben. Immer wieder habe ich davon geredet es machen zu wollen, dochnie wirklich dran geglaubt. Und dann habe ich 5 Tage in Lusaka mit Malcolm, seiner Schwester, ihrem Cousin und Malcolms Freund zusammen gelebt und gewohnt. Ich bekam eine Führung über das Unigelände der Universität von Zambia, besuchte einen sehr schönen Sonntagsmarkt, war mit Malcolm auf einer interkulturellen Hochzeit - er aus Zambia sie Südafrikanerin - sehr sehr schön!!! - habe Malcolm bei einem Fussballturnier zugeschaut und bei der anschließenden Strafpredigt viel über afrikanische Fußballkultur gelernt. Wir haben ein "kulturelles Dorf" besucht, an einem Abend waren wir gut aus :) und die Musik in Zambia ist echt toll :) -und ansonsten saßen wir daheim in der kalten Wohnung, wo es in der kurzen Zeit meiner Anwesenheit einmal 30 Stunden ein ander Mal 5 Stunden kein Strom gab - ohne Ankündigung.
Ich aß jeden Tag mindestens zweimal Papp (Maisbrei) und bekam das Wasser zum Hände waschen an den Tisch gebracht. Ich habe wieder viel gelernt.



Gestern zurück in Johannesburg habe ich eine weitere Bekanntschaft geschlossen und in den vier Stunden Wartezeit auf den Bus noch ein wenig Deutschunterricht gegeben - bzw. bei den Deutsch Hausaufgabengeholfen - und herzlich gelacht! :)

Morgen gehts nach Pietermaritzburg (ca eine Stunde Fahrt) auf die Kinderbibelwoche wo viele andere Deutsche mitarbeiten und ich mich nicht zuletzt auf die Gemeinschaft freue, die ich damals ja schon erfahren durfte und als sehr bereichernd empfand.

Soviel als kurze Zusammnfassung meiner letzten 10 Tage - es war wunderbar! :)

Afrika lebt durch seine Menschen und Begegnungen.