Sonntag, 17. April 2011

Palmsonntag

Von all den Jahren in meiner Kindheit, in denen ich Woche für Woche den Kindergottesdienst besuchte, bleiben mir doch jene Sonntage am deutlichsten vor Augen, in denen wir plastisch, spielerisch, gedanklich und stets auf besondere Art und Weise den Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel, erlebten. An den Palmsonntagen, Jahr für Jahr.

Während meiner Zeit vor zwei Jahren in Südafrika, besuchte ich Anfang April eine Woche Kapstadt. Auf einem Spaziergang durch die Stadt mit einem Freund besuchten wir auch eine Kirche. Die Tür stand offen, wir traten ein. Und es verwundert nicht, dass wir uns auch ohne Esel ein wenig wie Jesus damals fühlte. Zur Rechten und zur Linken waren wir plötzlich mit Palmzweigen umgeben, Zweigen von der echten Palme – die in all den Jahren meines Kindergottesdienstes natürlich nicht vorhanden waren.


Gerade vor zwei Wochen lag ich noch recht entspannt unter weit ausufernden Palmenzweigen mit einer herrlichen Sicht auf den Lake Kariba, an der Grenze zwischen Zambia und Zimbabwe. Die Sonne schien mit großer Intensität und ich hätte gut jemandem in der Palme vertragen können, der ab und an ein wenig wedelt. Es sind erstaunliche Bäume, diese Palmen. Und wenn ich heute in der Losung lese, Palmsonntag, werden all diese Erinnerungen wach, die sich durch mein Leben ziehen, bis heute.


Gern möchte ich zurückgehen in jene Kirche, in der ich unter Palmenzweigen hindurch schritt. Möchte Jesus (symbolisch) näher sein auf seinem Weg zum Kreuz. Mitgehen. Unter wedelnden Palmenzweigen in eine Woche der Stille schreiten. Still sein. Zur Ruhe kommen. Mitfühlen. Nachempfinden.


Das wünsche ich mir und Euch. Das wir zur Ruhe kommen in der Karwoche. Uns besinnen. In uns gehen und wieder ganz neu erfahren und erleben, was Jesus für uns am Kreuz getan hat. Und das wir mit den Erkenntnissen daraus neue Kraft schöpfen, ungeebnete Wege zu gehen. Das Leben neu anzupacken um dort wirken zu können, wo wir gebraucht werden.

Sonntag, 31. Oktober 2010

Setzen sie sich, ich mache uns einen Tee...

Es war im August des letzten Jahres, ich kam aus Südafrika. Ich hatte mit Menschen aus Ruanda zusammengelebt, gearbeitet, gelacht, geweint, bin an meine Grenzen gestoßen. Geschichten, Erlebtes was sie zu erzählen gehabt hätten, darüber wurde lieber geschwiegen. Meine Rückkehr begann mit der intensiven Lektüre von Literatur über Ruanda – erschreckend, schockierend, nicht nachvollziehbar. Noch heute bin ich dankbar, mich erst im Nachhinein damit auseinandergesetzt zu haben. Wie wäre ich sonst wohl mit den Menschen unbewusst umgegangen?

„Kuchen backen in Kigali“ ist nun ein Buch, dass ich gestern ausgelesen habe, was mich ein wenig versöhnte. Versöhnte mit dem Gelesenen über den Völkermord, da es von dem Leben erzählt, wie es weitergehen kann, der Blick nach vorn, der doch stets nie das Vergangene vergisst.

Inspirierend, wie eine Frau durchs Kuchen backen und Tee trinken, durch ihre Willkommen heißende Art und stets offene Tür, zur Seele des Wohnblockes wird. Wie sich sich selbst im Prozess befindet, ihr Leben und ihre Erfahrungen reflektiert.

Ein Buch, das Mut macht.

Dienstag, 20. April 2010

hoch-geschaukelt / great swung


Because last time requested – for an english version please scroll down :)

Trübe der Morgen ein wenig aufgelockerter der Nachmittag.
Zu meiner linken eine Tasse, gefüllt mit ukrainischem Kräutertee. Vor mir der freie Blick in einen prächtigen Frühlingsgarten. Die Kirsche blüht, die Narzissen sprießen aus dem Boden. Beim Öffnen des Fensters kommt mir ein wohliger Frühlingsduft entgegen. Aus den Lautsprecherboxen tönt Musik aus Zambia in Schleife. Um ehrlich zu sein, ich verstehe kein Wort. Und doch berührt mich dieser Song irgendwo sehr tief. Erinnerungen. Ist das die Macht der Musik?
Das Wetter wechselt und mit ihm meine Stimmung. Von der Wärme des Wochenendes ist nichts mehr übrig, kalt ist es wieder, unangenehm. Zweieinhalb Wochen, 17 Tage, bin ich heute aus Afrika zurück, aus einem Urlaub der mich unglaublich geprägt hat. Meinen Charakter aufs Neue geformt. Veränderungen, die ich von einem 5 Wochen Urlaub nicht erwartet hätte.

Bin ich schon wieder angekommen? Vielleicht ja, vielleicht nein. Möglicherweise ist diese Frage auch überflüssig – ich lebe. Treffe mich mit Freunden, gehe auf Parties, studiere, arbeite und telefoniere viel.
Ich bin erwachsen geworden. Langsam und schleichend, kaum bemerkt.

Löse mich von inneren Zwängen. Meine Weltsicht verändert sich täglich. Was hat Bestand? Garantien gibt es nur auf Produkte im Supermarkt, und die sind auch nur befristet.

Noch immer kann ich mir die afrikanische Gelassenheit bewahren. Den unkomplizierten Blick auf die Dinge. Das Lebensgefühl.

Deutschland – Sicherheitsfanatisch. Ein Bsp.dass ich heute im Studium hörte ließ mich nur den Kopf schütteln. Um die Genehmigung zum Bau eines Kindergartens zu bekommen, mussten an die Türen bestimmte Klemmen angebracht werden, so dass sich die Kinder nicht die Finger einquetschen können. Schade, dass man vergaß auch die Seite mit den Scharnieren zu bedenken, denn gerade da klemmte sich ein Kind dann doch den Finger. Und de Konsequenz? Alle Türen wurden mit Dämpfern nachgerüstet!!!!!
Ein Sicherheitswahn der uns irgendwann noch einmal das Genick bricht. Und wie wenig wir die Dinge in der Hand haben, sehen wir ja nun mit der Luftraumschließung über weiten teilen Europas. Ich danke dem Vulkan Eyjafjella – und Gott – dass er uns daran erinnert, nicht allmächtig zu sein!
Alles will der Mensch kontrollieren, und besonders der Westeuropäer der sich Probleme schafft wo gerade (eigentlich) keine sind.

Und ich? Bin irgendwo dazwischen. Zwischen den Welten. Aber meine Herz...ist in Afrika.

english version:

Dim the morning, bulked the afternoon.
To my left hand, a cup filled with herb tea from the ukraine. My eyes having a free gaze at the georgeous spring-garden. The cherry tree shines with its white blossom, the narcissi sprout up in the air. Opening the window, a fine, comforting spring fragrance faces me. The music player is playing zambian music in a circle. To be honest, I don´t understand a word. But still it touches me somewhere deep inside. Memories. Guess, thats the power of music, isn´t it?
The weather changes, so my mood does. The warmth of the last weekend is gone, its cold, uncomfortable again.
Two and a half week, 17 days – I am back from Africa now. Back from a holiday, which put me into a different shape in an unbelievable way. It changed my character, as I wouldn´t have expected a holiday to do so.

Am I back here in Germany? Maybe yes, maybe no. Possible, that this is a dispensable question – I live. Meeting friends, going out for party, studying, working and a lot of time spent on the phone.
I´ve been grown out of my children shoes. Slowly and creeping, hardly recognized. Call me grown-up now.

I disengage myself from inner necessities. Daily, my view of the world is changing. What is of continued existence? We only get a guarantees on products from the market, and even those are just limited in time.

I´m still feeling the african calmness. The uncomplicated - down-to-earth – view on the things. Feeling of living!

A short example out of my studies. Germany is so fanatic about security. To get the approval for building a kindergarden, the responsible department said, there must be a special mechanism on the door, so that the small children won´t crimp their fingers into it. So they did. But it hapenned, that one child still crimp its finger on the side of the door with the butt hinge. The consequnece was to furnish every single door with a special damper, so that the doors won´t close down fast.
Thats the German paranoid sense of security - which one day will break our necks. How less we can control the things, we still see with the closing of the air space in many areas above europe these days!
Thanks to the vulcan „Eyjafjella“ and thanks to God for reminding us, that we are NOT almighty!
Everything the human being wants to control, especially the west europeans, which are creating problems, where are actually none.

And me? I am in between. Between the worlds. But my heart ...is in Africa.

Montag, 18. Januar 2010

Es gibt etwas zu berichten

Ein jegliches hat seine Zeit.
Dazu gehört auch das Ankommen in Deutschland - und die Monate die es dafür braucht wieder heimisch zu werden, so einigermaßen zumindest. Und über all dem reintegrieren, aklimatisieren und resozialisieren zurück in Hamburg hat sich auch über diese Seite hier ein Schleier des Schweigens gelegt, den ich heute brechen möchte.

Ende November/ Anfang Dezember 2009 - ich denke so lässt es sich datieren - konnte ich wieder von mir behaupten, dass ich angekommen bin in Deutschland,in Hamburg,in meinem Leben. Auch wenn es absolut nicht das Leben ist, dass ich vorher geführt habe. Vieles, ja wenn nicht gar zu vieles, hat sich hier in den sieben Monaten meiner Abwesenheit verändert, und das ist manchmal sehr erschreckend festzustellen.

Ich habe mich verändert.

Noch immer habe ich fast täglich Kontakt nach Afrika. Das macht den Ablösungsprozess nicht einfacher - und doch ist mir diese Freundschaft unglaublich wichtig, weil sie ein Beispiel für mich, wie Menschen der verschiedenen Kontinente zusammen stehen können, und wenn es hart auf hart kommt vielleicht auch füreinander einstehen können - bzw. miteinander für eine Sache.

In der letzten Woche habe ich nun endlich meinen Bericht über diese Zeit verfasst.
Ein Bericht der ein paar kleine Einblicke gibt unter dem Aspekt in der Welt "Eins" zu werden - oder auch nur auf einem Kontinent, in einem Land.
(bei Interesse bitte Bescheid geben)

Das heißt aber nicht, dass ich damit auch die Zeit abgeschlossen hätte. Ende Februar bringt mich der nächste Flug in das südliche Afrika.
Und doch konnte ich mit vielem Frieden finden was in mir noch Unruhe stiftete. Der Auslöser war nun wohl das sich jähren meines Aufbruchs nach Südafrika.

Ein Freund von mir meinte, ich solle doch noch mal ein Buch über meine Zeit schreiben, und wer weiß?

Ich wünsche Euch, wenn auch verspätet, ein gesegnetes, erfülltes und fröhliches Jahr 2010.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Zwischen Sein und Schein...

Drei Wochen zurück liegt er, der Beginn eines neuen Lebensabschnittes, rein äußerlich zumindest. Noch einmal habe ich angefangen zu studieren, einen Master in Soziale Arbeit Planen & Leiten. Das Studium trägt nicht grundlos den Beititel Vollzeitstudium, es ist es in der Tat. Das Arbeiten nebenher macht mich dann doch sehr müde - will ich nebenher noch Zeit für persönliches und Freunde finden muss die gute Struktur wieder her...aber das fiel mir ja dankbarer weise, wie ich immer wieder feststellen darf, nie wirklich schwer (so lange es einen regelmäßigen Posten am Tag gibt).

Nun hat aber das menschliche Wesen nicht nur die Arbeit (und das Studium) gut zu bewältigen sondern auch ein umfassendes Privatleben, was sich bei überwiegend positiven Begebenheiten durchaus leichter leben lässt, als wenn man schon beim Aufwachen denkt, bloß alles Schritt für Schritt, eins nach dem andern angehen.

Und ich bin irgendwo mittendrin, den einen Tag so, den anderen so.
Vielleciht mache ich es mir durch den täglichen Kontakt nach Afrika, in eine so gefühlt ganz andere "Welt" nicht einfacher, da ich nicht aufhöre mich auch mit den Fragezeichen von dort weiter zu beschäftigen. Und doch ist es auch dieser eine Kontakt der mich so manchen morgen mit einem Lächeln beginnen lässt! :)

Donnerstag, 17. September 2009

Wiedereingliederung....

oder wie nennt man das heutzutage?

Fakt ist, es fällt mir schwer. Berichte schreiben - das zieht sich alles so hin - klar, hab ja noch nicht mal wirklich angefangen. In Gesprächen kann ich mich mit allgemeinen Eindrücken ganz gut mit Südafrika beschäftigen - ansonsten bin ich mehr an Themen wie Ruanda dran - vielelicht auch gar nicht so verwunderlich, wo ich doch mehr mit Flüchtlingen aus Zentralafrika zu tun hatte, als mit Südafrikanern /Zulus.

Nun ist am Samstag um 19 Uhr die Nacht der Kirchen in Hamburg, Kreuzkirche Wandsbek. 15 Minuten habe ich Zeit um einen kleinen Eindruck in das Land der Gegensätze zu geben. Obs was wird - und wie? Das wird sich zeigen...

Sonntag, 9. August 2009

Zeiten

Wieder ist fast eine Woche vergangen und ich frage mich ernsthaft, wo die Zeit geblieben ist?!
Mein Zimmer habe ich fertig gestrichen, der Teppich ist verlegt, ich bin am Neu einräumen - alles ist anders geworden - aber nur das was sich hier in den 16m² sehen lässt. Meine Kisten hätte ich alle zu lassen und weggeben sollen - so viele Dinge kommen zum Vorschein, ohne die ich ja auch die letzten 7 Monate leben konnte ...

Letzte Woche Mittwoch bekam ich eine private Hafenrundfahrt auf dem Motorboot eines Freundes hier in Hamburg, das war sehr schön wieder so mit hinein genommen zu werden - und doch, es ist eine so ganz andere Welt als das, was ich in den letzten Monaten in Südafrika als mein Leben definierte.

Ich bin noch immer sehr dankbar für viele Dinge die ich hier nun wieder habe - eine warme, volle Dusche, der Regen - den ich im Garten tanzend auf mich niedergehen lassen kann, ...
doch gibt es auch Dinge die ich vermisse, allen voran meine Kinder, als deren Anwältin ich mich stets verstand. Gutes Obst fehlt mir - gestern aß ich zum ersten Mal wieder eine Banane hier - und war überrascht über so viel Geschmacklosigkeit :( Ich werde wohl zukünftig meinen Obstkonsum auf regionale Produkte beschränken. Gen würde ich tanzen gehen zu afrikaniscehn Rhythmen - und vielleicht ist ein Hallo und ein kurzes Gespräch mit meinen Security Leuten beim Weggehen oder Heimkommen doch nicht so ganz ohne Bedeutung - abgesehen von ihrer eigentlichen Berufsausübung.

Nach der ersten Deutschlandeuphorie befinde ich mich also zwischen den Stühlen. Überzeugt und wissend, dass ich jetzt hierher gehöre und das auch gut so ist - dennoch vermissend, sehnend - und irgendwie ein bisschen leer.

Mir wird bewusst, ich brauche eine fortgehende Möglichkeit des Engagements unddafür ist Hamburg ja groß genug.