Montag, 22. Juni 2009

Freiheit - wo bist Du?

Heute früh bin ich aus/ bei Johannesburg wieder gekommen. Leider verlief es für mich absolut nicht wie erwartet. Weder von Johannesburg noch von Pretoria sah ich mehr als bei der Busdurchfahrt am Freitag. Den Samstag über lag ich mit erneuter Mandelentzündung, Kopf- und Gliederschmerzen den ganzen Tag flach und als ich einen kleinen Spaziergang machen wollte durfte ich gut spüren, wie schwach ich auf den Beinen war. So langsam lässt sich eine „weg aus Durban“- Allergie erkennen, da ich wenns „Urlaub“ heißt immer gleich krank werde. Der Sonntag war gefüllt mit kulturellen Missverständnissen, Erklärungen die wenig Verständnis brachten und andauernden Diskussionen. Man möge nicht denken das interkulturelle Kommunikation ein Kinderspiel wäre. Ich habe den Eindruck, ich vermisse Deutschland mehr denn je.

Ja, wenn man mir was verspricht, dann gehe ich davon aus, dass es gehalten wird. Wenn ich allein in der Wohnung zurückgelassen werde und es heißt, wir werden nicht lange weg sein und bald wieder kommen, dann erwarte ich nicht erst sechs Stunden später wieder meine Freunde um mich herum. Wenn ich nicht nach meiner Meinung gefragt werde sondern über meinen Kopf hin entschieden wird, dann fühle ich mich übergangen. Wenn bezüglich eines Ausgehens nur vage Andeutungen oder gar falsche Aussagen gemacht werden in Form von kleinen Schönheitslügen, dann empfinde ich das als respektlos mir gegenüber, was aber überhaupt nicht so gemeint ist, sondern eben ganz geläufig praktiziert wird. Es ist wie ein ungeschriebenes Gesetz was jeder Einheimische kennt und damit umzugehn und zu rechnen weiß, für mich allerdings, die ich mich stets an das gesprochene Wort halte, wird es zur Qual weil eine Enttäuschung auf die andere folgt und bei mir damit nur eine wachsende Unzufriedenheit entsteht.

Gestern Abend waren wir noch bei Freunden meiner Freunde, es war recht bizarr. In einem Sicherheitsdorf, umzäunt und mit strenger Security. Ein Riesenhaus in dem drei Menschen wohnen und für meine Begriffe so kahl wie man in Deutschland kaum ein Haus vorfinden würde. Eine Erklärung dafür: heute sind wir eben hier und wenn sich morgen ein besserer Job woanders ergibt, dann ziehen wir eben weiter – was brauchts da mehr als die Grundausstattung an Couch und TV? So nicht die Eigentümer, sondern ein Freund von mir.
Ich habe mich den ganzen Abend mit Kopf- und Halsschmerzen geplagt und hätte es nicht falsche Versprechungen gegeben, wäre ich zu Hause geblieben und hätte noch geschlafen, bevor wir zu dritt um zwei Uhr in der Nacht von Johannesburg nach Durban gefahren sind. Das war dann doch alles nen bisschen viel für mich, gesundheitlich und nervlich.

Was ich gestern aber realisiert habe war wie sehr ich meine Freiheit vermisse, wie ich sie in Deutschland habe. Ich beklage mich ja hier oft über Einsamkeit – und das heißt noch nicht einmal, dass ich wirklich jeden Tag alleine wäre und niemanden sehen würde. Meine Einsamkeit macht sich in all den small talks bemerkbar, in den Treffen mit Menschen ohne erkennbaren Inhalt, die mich genauso leer, oder gar leerer wieder gehen lassen, weil eben noch mehr Energie aus mir herausgezogen wurde. Diese Einsamkeit wird mir gar noch bewusster und wiegt schwerer als die Stille die hier in der Wohnung herrscht, die ich mit Musik, mit Schreiben oder Filme schauen oder Schlafen übertünche. Einsamkeit, dass ist ein großer Begriff und eine unschöne Grenzerfahrung.
Gestern in dem Sicherheitsdorf bin ich einfach mal vor die Tür gegangen und habe eine Runde um einen Häuserkomplex gedreht -und des sehr genossen – 10 Minuten allein spazieren gehen, kein pfeifen, kein „hello baby“ sondern einfach nur ich und das Allein sein, das mir gefällt. Als ich gerade eine Runde gedreht hatte und zur nächsten ansetzen wollte, rief man mich rein – ich könne nicht so allein dort rumlaufen, die Menschen würden sich wundern und die Security rufen... . Da frage ich mich, wo in diesem Land ist man eigentlich frei? Frei von Angst? Frei von Kontrolle. Für mich gibt es außerhalb meiner Wohnung keinen Schutzraum, in dem ich einfach nur ungestört bin.
Leute, wie freue ich mich auf Deutschland! Kulturelles Lernen ist spannend und interessant – aber ich bin reif für ne „Auszeit“. Und so ein bisschen Austausch auf kultureigenem Hintergund wäre an der Stelle sehr von Vorteil!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

liebe cora,
dass Du immer krank wirst, wenn du aus durban rauskommst, spricht für Deine Anspannung in durban. Denn wenn die Anspannung wegfällt, wirst Du krank!
Also, keine Allergie, sondern ein loslassen!
Das heisst, Du kommst doch früher? Oder "erst" Ende Juli?

Kuss, Deine Almuth

Flash hat gesagt…

Hi Cora. Interessanter Bericht. Mag mir gar nicht vorstellen, wie mich das angekotzt hätte. naja, du bist geduldiger.

Das mit der Anspannung sehe ich schon auch so. In einer kulturell so fremden Umgebung, dazu ohne Schutzräume oder mal "für-sich-sein", das zehrt, das kostet Kraft.

Ich wünsch' dir was...lese jetzt noch deinen Rundbrief. Danke!