Dienstag, 28. April 2009

und so gings aus...

Hm...wie erwähnt, ich wollte unbedingt reden. Also bin ich hoch zu Jean und Kofi, die beide nicht da waren, dafür aber Kofi´s Freundin Amanda, die sehr lieb war. Wir schauten zusammen die Nachrichten und in denen war nun all das abgebildet was ich mit eigenen Augen zum Großteil schon gesehen hatte - mein Arbeitsweg. Ein toter Polizist, ein toter freiwiliger Polizeihelfer, der Truckfahrer und einer der Räuber. Einige Verletzte im Krankenhaus.
Jean kam nach Hause und wir konnten seit drei Wochen endlich mal reden, ich weiß jetzt dass er nicht nach Johannesburg zieht und sondern nur nach New Germany und wir mal wieder was zusammen machen werden, das beruhigt.
Grade bin ich noch mit Kofi in seinem zwielichtigen, viel zu lauten Nigerianerschuppen gewesen, ein bisschen was trinken, Kopf freispülen irgendwie und dann sind wir los einen Freund von ihm vom Busbahnhof abholen. Mitten auf der Fahrt meinte dieser, ey, ich hab nen Deutschen im Bus nach Kapstadt kennengelernt, Elias, kennste den vielleicht?
Oh ja, und wie ich den kenne, ein Freund vom Paul, wir waren zusammen im Backpackers in Kapstadt und einen Abend mit allen zusammen aus! Was ne Überraschung - wie klein die Welt doch ist.
Zudem wird es ganz deutlich, irgendwie geht das Leben weiter, auch wenn heute ein paar Menschen erschossen oder schwer verletzt wurden, die Jahre lang in liebevoller Geduld von ihren Eltern großgezogen wurden, die geliebt wurden - und nicht wenige Menschen zurückließen...irgendwie noch immer unvorstellbar der Gedanke...alles zu nah.
Ich werd jetzt erstmal drüber schlafen.

Schockiert...

...und dabei hat der Tag so gut angefangen.

Um sechs Uhr hat mein Wecker geklingelt, welcher mich schön diszipliniert in einen strukturierten Alltag führe sollte. Okay, die gewünschte sms auf meinem Handy nachdem Aufwachen blieb aus, aber ich bin wirklich aufgestanden. Ein herrlicher Sonnenaufgang beschenkte mich und ich hatte eine echt gute stille Zeit. Georg hat mich abgeholt und wir sind raus nach Mariannhill zum Kloster gefahren. Eine wunderbare Natur und Gegend da oben, die mir unglaublich die Sehnsucht nach zwei Schweigetagen dort ins Herz gelegt hat. Anlass war ein Treffen von den Religionslehrern (Pastoren) der Deutschen Schule Durban (DSD),inklusive Schwester Agnes ... und mir. Eine Art Halbtageszusammenkunft um miteinander wieder neu aufzutanken. Sehr spannend für mich als Nichtpastorin daran teilzuhaben, Gedanken aufzuschnappen und sozialarbeiterisch weiter zu denken, Schwierigkeiten von Pastoren und Kirche wahrzunehmen und einfach mal wieder einen lebendig christlichen Austausch zu haben. Das hat mich gestärkt.

Mit Georg habe ich mich auf den Heimweg gemacht. Als wir gegen 14Uhr in Durban ankamen, war die ganze Stadt zu, der Verkehr bewegte sich kaum. Ungewöhnlich für diese Uhrzeit. Nach gewiss 20 Minuten zögernden Vorankommens habe ich mich von Georg verabschiedet und zu Fuß auf den Weg gemacht - ihn in seine Richtung schickend. Das stellte sich als weise heraus. Ich lief ein wenig und stieß auf Polizisten, recht jung, sprach sie an, was hier los sei, denn die Straße zu meiner Wohnung war gesperrt. Ich hörte von einer "armed robbery" was so viel wie bewaffneter Raubüberfall bedeutet, mit großen Maschinengewehren. Von der Polizei in meinen Zweifeln und fragenden Blicken ermutigt ging ich weiter, bis ich neben mir auf dem Gehweg Plastikhandschuhe neben einer großen Blutlache auf dem Bürgersteig fand. In der Mitte der Straße war ein Lkw gegen eine Palme gefahren. Menschen standen herum, sichtlich noch immer aufgebracht, Kopf schüttelt, einer murmelte horrable (schrecklich) vor sich hin. Eine Straße weiter sprach ich Menschen an, die ich schon oft an der Ecke sitzen sah. Die Polizei lieferte sich mit den Räubern ein Schießgefecht, "shoot bei mistake" (fehlerhaft erschossen) wurde dabei der Lkw Fahrer, dessen Fahrzeug demzufolge mit der Palme zusammenstieß. Der Weg zu meiner Wohnung war frei - und ich innerlich aufgerüttelt.
15 Uhr. Ich gehe in meine Wohnung, sammle ein paar Sachen zusammen, mache ich auf den Weg zum Kindergarten. Ursprünglich musste ich was wegen dem Projekt abklären, doch ich dachte, vielleicht komme ich da auf andere Gedanken. Eine Straße vor dem Kindergarten allerdings ist die Straße erneut abgesperrt, unzählige Polizeiwagen stehen herum dazu viele Schaulustige. Es heißt, mindestens zwei Polizisten und einer der Räuber haben schon ihr Leben gelassen. (Schwer-)Verletzte nicht gezählt. Hier nun die Polizei , weil sich einer der Räuber in einem Gebäude versteckt. Sie haben zurecht Angst hineinzugehen.
Im Kindergarten wissen sie noch Schlimmeres zu berichten. Zwischen 11 und 12 Uhr wurde mit Maschinengewehren geschossen, direkt auf der Straße unter dem Kindergarten, die Fenster vermochten da kaum etwas abzudämmen.

War ich nun froh, gerade heute NICHT im Kindergarten zu arbeiten? Oder wäre ich lieber bei den sicherlich verschreckten und ängstlichen Kindern gewesen? Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht wer wen mehr gebraucht hätte, meine Anwesenheit vorausgesetzt.
Mir stehen Tränen in den Augen, wenn ich an die Familien der Zivilisten und Polizisten denke, an die Verzweiflung der Täter, die vermutlich aus ihrer Armut heraus den Raubüberfall starteten. Der Verbarrikadierte, fühlt er Reue?
Die Vorstellung, es wäre einem meiner Securitymänner passiert und deren Familien seien betroffen, soweit möchte ich gar nicht denken.

Das dei Kriminalität hoch ist, ja, davon habe ich gehört. Aber wenn es dann wirklich passiert, und so nahe kommt... . Die Schwarzafrikaner mit denen ich darüber sprach meinten, das ist Afrika, daran muss ich mich gewöhnen. Will ich mich aber nicht!
Wieso müssen Menschen sich gegenseitig erschießen? So viele Fragen, und so viel Redebedarf mit Jemanden, der gleiche Fragen hat, mich nicht mit der Gewöhnungslösung abspeist.
Das noch nicht getrocknete Blut schwimmt noch immer rot vor meinen Augen.

Montag, 27. April 2009

Freedom Day

Und wieder neigt sich ein Nationalfeiertag dem Ende zu. Mit dem heutigen "Freedom Day" wurde den ersten freien Wahlen am 27.04.1994 nach der Apartheid gedacht. Eigentlich hieß es würde es sichtbar gefeiert werden, ich war dazu aber scheinbar an den falschen Orten.
So habe ich mich ein wenig am Strand aufgehalten und Tagebuch geschrieben, hatte am Nachmittag Besuch von meiner ersten Gastfamilie, Mama Gloria mit ihren zwei Töchtern, was sehr schön war. Im Anschluss bin ich mit ihnen zu meiner alten Wohnung gegangen und habe Chantal und Familie besucht, die sich sehr gefreut haben. Es war ein wirklich schöner Spätnachmittag/ abend, zu dessen Ende hin ich von meinen kleinen Schwestern sogar noch eine kleine Tanzeinlage lernen durfte, alias "shake your ass".

Zwischen Tür und Angel habe ich zwischendrin erfahren das Jean, mein segnender Anker in der kritischen Wohnungszeit, in zwei Tagen hier auszieht. Mir wird wieder einmal klar und deutlich, wie vergänglich alles ist. Aber ich werde wohl kaum Zeit haben darüber nachzudenken. Morgen habe ich wieder ein Meeting mit Georg und anderen Pastoren, die den Religionsunterricht in der Deutschen Schule Durban gestalten. Und dann hab ich ja selbst noch mein Besuchsprojekt der Schüler vorzubereiten. Es gibt also genug zu tun. Trotzdem, Freunde sind hier noch immer rar, und es tut weh, einen der besten hier jetzt gehen zu sehen.

Teezeit für Vusi, bis bald!

Samstag, 25. April 2009

Resümiertes

In aller Frühe bin ich aufgewacht und hab das letzte Frühstück für Paul gemacht. (naja, sonst hat er meist Frühstück gemacht)
Gegen acht Uhr sind wir losgegangen, haben uns quasi an nen Taxi rangehangen.
Unseren Weg mitten durch die Stadt gesucht und ohne unsere Engelsgeduld hätten wir wohl jeden zweiten Auskunftsgeber verflucht. (okay, mein Reimen ist heute nicht aufm höchsten Niveau! )

Heute morgen habe ich Paul zum Minibustaximarkt begleitet, wollte er weiter reisen und ich ihn ungern allein in Gegenden schicken, wo mir stets gesagt wurde, Cora - nicht allein, und nicht ohne "schwarze" Begleitung. Gut 45 Minuten brauchten wir, um letztlich den Platz zu finden, an dem Paul dann durchstarten konnte. Mir war dann doch ein wenig unwohl - wenn Paul mit dem Taxi weiterfährt muss ich allein durch den sich inzwischen voll in Bewegung befindenen Markt, in dem ich einzig weiß zu sein schien. Noch bevor wir bei den Taxis ankamen höre ich eine mir vertraute Stimme "Kunze" rufen...es ist Xolani, einer meiner Securitymänner, auf dem Weg zum shoppen. Er hat nicht lange gezögert Paul noch mit zum Taxi zu bringen, und nach einem hektischen Abschied, habe ich Xolani beim Einkaufen durch diverse Shops begleitet. Objekt der Begierde: Windeln, Babymilch und ähnliche nützliches für Xolanis Neffen. Wovon natürlich der Rest der Menschheit nichts wusste. Also stapft Cora neben Xolani mit den Babywindeln durch die Stadt. Xolani wird an jeder Ecke gegrüßt (er sagte, das passiere ihm sonst nie), wir treffen eine Bekannte von Xolani die mit einem überdeutlichen Blick von mir auf ihn und zurück auf mich schaut: "Ist sie die Mutter des Babies?" Ein bisschen wie Theater spielen und plötzlich macht es Spaß die Menschen einfach in ihrem falschen Glauben zu lassen (und am Besten noch ein wenig mehr zu provozieren! :) Wer "Save the last dance gesehen hat (Debora!!!! :) ) der weiß wovon ich schreibe ;)) Nun auch der Einkaufsbummel hatte ein Ende, Xolani wollte schnell nach Hause noch schlafen, bevor er jetzt in 15 Minuten seine 12 Stunden Nachtschicht hier antritt. Ich habe mich derweil doch noch in die "gefährliche" Menge gestürzt - die gar nicht so gefährlich war - im Gegenteil. Ich habe durch zwei inetnsivere Gespräche offene, spezielle Persönlichkeiten getroffen und wurde eingeladen, wieder zu kommen.

Die Woche mit Paul war sehr schön. Durch die direkte Begleitung haben wir vieles gemacht, wozu mir bisher der Antrieb fehlte, weils zu zweit einfach schöner ist. So wie zum Beispiel eine Bootstour durch den Hafen fast raus auf den indischen Ozean, ein Abendessen im sich drehenden Roma Revolving Restaurant, was sich auf dem Dach meines Wohnhauses befindet und das 2. größte Gebäude Durbans ist. Ausgiebige Spaziergänge am Strand mit schwimmen und rotbraun brutzeln, inklusive Fotos machen, was ja sonst auch eher dezenter anzuraten ist. Im Grunde genommen war es aber mehr eine ruhige Chillwoche, die ab und an mit einem Programmpunkt aktiviert wurde :)



Danke Paul!

Derweil werden meines Wissens nach noch immer die Stimmen der Wahlen ausgezählt. Die lila Tinte auf dem rechten Daumen jener die gewählt haben, haftet fortwährend. Der letzten zwei Tage heißen Sonnenscheins findet sein Finale derzeit in einem grummelnden Gewitter und einigen Wasserfällen die vom Himmel platschen.
Ich bin wieder allein und höre Reinhard Mey Musik die mir Paul da gelassen hat. Dank des Wetters darf ich voraussichtlich heute Abend noch die ein oder andere Tasse Tee für jene Menschen kochen, die für meine Sicherheit (und die vieler anderer hier) zuständig sind!

Dienstag, 21. April 2009

Der Tag vor den Wahlen

Morgen stehen hier die großen Präsidentschaftswahlen an...und hier in Durban ist ganz große ANC Stimmung um Jakob Zuma. Denn der Herr Zuma kommt aus Kwa-Zulu-Natal, der hiesigen Provinz. Die STimmen um Zuma sind geteilt...doch egal wen man fragt sind viee sich sicher, dass Zuma das Rennen machen wird...und was wird dann aus dem Land? Auch darüber gibt es nur Spekulationen - und keine allzu guten. Der Wahltag auf den Mittwoch wurde zu einem freien Tag für alle ausgerufen und so hoffe ich, das Morgen wieder die Sonne scheint - und es keine unvorhersehbaren Komplikationen gibt. Ich denke ungern an die Unruhen in Kenya zurück, von deren Stimmung ich doch einiges mitbekommen habe.

Zur Zeit habe ich Besuch aus Kapstadt, Paul. Paul hat bei Kapstadt einen Freiwilligendienst in einem Straßenkinderheim gemacht und reist jetzt ncoh ein bisscehn durchs Land. Ich habe ihn in dem Backpackers in der schönen Stadt am Kap kennengelernt - und wie im Rundbrief kürzlich beschrieben, war er es der mir den Besuch in dem Township -Mfuleni ermöglicht hat.



Da habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen gegrillten (Paul sagt grad der war nicht gegrillt sondern gekocht!)Hühnerfuß gegessen - wo aber nicht wirklich viel Fleisch dran war - ein spezieller Geschmack ;)

Nun ist Paul hier in Durban und ich genieße seinen Besuch sehr, wird es wohl der einzige Besuch "aus Deutschland" bleiben - und diese deutschsprachige Gemeinschaft aus einem anderen Kontext tut mir sehr gut! Am Sonntag waren wir unter anderem im Beachcafe frühstücken und am Abend noch in der Taizé Andacht in meiner Umbilo Gemeinde. Eine sehr sehr schöne Erfahrung der Stille in dem sonst so lauten und unruhigen Alltag. Ich möchte mir jetzt bewusst mehr Raum geben zur Stille und um zu mir zu kommen. Mal sehn was draus wird!

Also, glück auf un´ bis bald! :)

Freitag, 3. April 2009

Eish!

Ich stocke derzeit mit meinem Rundbrief, und so will ich mir es doch nicht nehmen lassen hier noch ein paar Zeilen zu posten, denn in den nächsten fünf Tagen komme ich ganz gewiss nicht dazu! Morgen (das heißt Donnerstag) werde ich mit Freunden nach Kapstadt reisen, dort findet in den nächsten Tagen ein internationales Jazzfestival statt – die Gelegenheit mag ich gleich nutzen und mir die Stadt noch ein wenig genauer unter die Lupe nehmen. Ich hoffe ich gehe da nicht insgeheim doch mit einem unrealistischen europäischen Standard heran zwecks Zeitplan, Bewegungsfreiheit...etc. .

Der April hat begonnen und mir geht es richtig gut! Nicht dass sich hier auch Frühlingsgefühle ohne Frühling breit machen würde – aber wie neulich jemand bemerkte, ist doch die neue Situation mit der Wohnung für mich wie ein kleiner Frühling und ich bin jeden Morgen aufs Neue einfach nur dankbar! Mein Leben hier hat sich einer Großwende unterzogen und könnte man meine Motivation Dinge anzupacken und was zu starten in Blumenhöhen messen, dann würden sie nur so sprießen! Ich bin wieder bei mir angekommen und freue mich sehr auf die Möglichkeit jetzt wieder einmal aus dieser Stadt heraus zu kommen, abzuschalten und Neues zu sehen: Neu bedeutet diesmal DIE Stadt zu sehen, von der ich in der 9. Klasse im Erdkundeunterricht während der Topographiestunden nur träumte und niemals gedacht hätte einst mit mehr als nur meinem Zeigefinger ans andere Ende der Welt zu reisen!

Übrigens: seit zwei Tagen habe ich einen eigenen Postkasten mit Schlüssel! Vielleicht ist der ja für mehr zunutze, als nur für die Stromrechnung?! Einfache Postkarten und Briefe dürft ihr also gern an meine hier Adresse schicken, ansonsten bitte die alte beizubehalten und an die Kirche (Umbilo) zu schicken (so für Personentransporte und anderes Sperrgut :o) )

514 John Ross House, Victoria Embankment, Esplanade , 4001 Durban, South Africa

Die kühle Brise, die durch den schmalen Spalt meines Fenster weht, wirbelt mir die Richtung ins Bett an, wo ich jetzt auch unbedingt hingehöre, denn der Wetterwechsel macht sich mal wieder bemerkbar.
Seid herzlich gegrüßt!

Nun komme ich doch erst hier in Capetown dazu, diesen Post rein zu setzen...und kann nur stauenn: WOW!
Ich liebe diese Stadt - es ist einfach nur umwerfend! Ich bin begeistert und verzaubert und ja... :) Mehr wenn ich zurueck bin!!